Letzte Woche hatte ich nach langer Zeit mal wieder ein Vorstellungsgespräch und dieses Mal für einen Job, der meinen Wunschvorstellungen wirklich sehr entsprechen würde. Super Verkehrsanbindung, nette Leute, interessante Arbeit und mit viel Bezug zur englischen Sprache. Der Job soll zum 1. April besetzt werden, von daher dürfte ich in nicht allzu ferner Zeit erfahren, ob es was geworden ist.

Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich mir wünschen würde, dass das etwas wird. Nicht nur, dass ich einfach mal wieder ein Erfolgserlebnis brauche, diese Arbeitslosigkeit kotzt mich nur noch an und einen so tollen Posten nicht zu bekommen, wäre wirklich ein echter Tiefschlag. Das ist das, wovor ich ein wenig Angst habe. Ich bin momentan zwar in keinem depressiven Tiefpunkt mehr, habe aber nicht die Reserven, um Enttäuschungen gut wegstecken zu können.

Daher versuche ich, meine Chancen nüchtern bis pessimistisch zu sehen, was allerdings nichts daran ändert, dass ich mir eine positive Antwort so sehr wünsche. Schon doof, wie abhängig man manchmal von einzelnen Entscheidungen ist. Wenn das klappen würde, wäre das der erste Schritt auf dem Weg in ein normales Leben und wenn nicht müsste ich kämpfen um nicht in ein Loch zu fallen.

Wenn jemand Lust hat, mir den einen oder anderen Daumen zu drücken, würde mich das freuen. Ein bisserl Glück käme jetzt sehr gelegen.

Heute möchte ich ein wenig über meinen beruflichen Hintergrund erzählen. Ich bin gelernter Versicherungskaufmann (an dieser Stelle erntet man üblicherweise einen Blick als hätte man gestanden, menschliche Eingeweide zu sammeln). Gearbeitet habe ich im Innendienst einer großen Lebensversicherung. Während meiner Ausbildung und in den ersten Jahren danach war von Depressionen nichts zu spüren. Statt dessen schien es aufwärts zu gehen. Ich habe nebenbei ein Studium zum Versicherungsfachwirt begonnen und am Horizont tauchte eine mögliche Gehaltserhöhung auf.

Und dann fing alles an zu entgleiten…

Der Versicherungsmarkt ist ein hart umkämpftes Geschäft und die Konzerne sind nur an ihren Zahlen interessiert. Für uns Sachbearbeiter bedeutete das, dass stetig zunehmende Arbeit nicht mit Neueinstellungen ausgeglichen wurde. Stattdessen wurden Überstunden zur Regel und Samstagsarbeit immer häufiger. Trotzdem nahmen die Stapel auf den Schreibtischen und die Mails in den Posteingängen nicht ab. Dass es dann zu den ersten Beschwerden der Kunden gekommen ist, weil die Wartezeit zu lang war oder weil die Fehler zunahmen, liegt auf der Hand. Ein vernünftiges Krisenmanagement hätte nun analysiert wo die Fehler liegen und schnell erkannt, dass es an Arbeitskräften mangelt. Aber das würde gestiegene Personalkosten bedeutet und das ist etwas, was man seinen Aktionären nicht verkaufen kann. Vor allem, wo es doch so viel einfacher ist, die Daumenschrauben anzulegen und den Druck auf die Belegschaft zu erhöhen.

Innerhalb von zwei Jahren kam es zu zu einigen Ausfällen von Kollegen von mir. Einige sind gegangen, weil der Druck ihre Gesundheit kaputt gemacht hat, andere sind gekündigt oder versetzt worden. Sogar Gruppenleiter hat es erwischt. Ich hätte nie gedacht, dass es Situationen gibt, die einen dazu bringen, auf der Arbeit in Tränen auszubrechen, doch dies war bei meinem ehemaligen Arbeitgeber mehrmals der Fall. Ich weiß von einigen Kollegen, dass sie im Büro geheult haben und auch mich hat es mehrmals erwischt.

Irgendwann hat sich bei mir dann die Depression breitgemacht. Allerdings nicht plötzlich, sondern schleichend. Ich konnte mich nicht mehr auf die Arbeit konzentrieren, habe vermehrt Fehler gemacht und mein Arbeitstempo sank in den Keller. Ich habe teilweise minutenlang nur ins Leere gestarrt, unfähig mich aufzuraffen. Leider hat mein damaliger Chef meine vermehrten Fehler zum Anlass genommen, mich zu seinem Feindbild Nummer eins zu erklären. Plötzlich war nichts, was ich tat gut genug. Wenn ich anderen Kollegen bei etwas geholfen habe (was recht oft vorkam, aufgrund gewisser Qualifikationen meinerseits), wurde ich von ihm gefragt, warum ich nicht in meinem Büro war. Ich hatte 100 Überstunden und er meinte, ich würde nicht lange genug arbeiten. Er warf mir Ordner quer über den Schreibtisch entgegen, schlug mit den Fäusten auf den Tisch und tat sein Bestmögliches um mich psychisch fertig zu machen.

Zudem hat auch in dieser Zeit meine Freundin mit mir Schluss gemacht, was mir sehr zugesetzt hat (mehr von dieser Beziehung und ihren Auswirkungen auf meine Depressionen folgen später). Genau in dieser Zeit standen dann auch noch die Abschlussprüfungen für den Versicherungsfachwirt an und ich frage mich heute noch, wie ich es geschafft habe, diese in meinem Zustand zu bestehen und das sogar mit einem respektablen Ergebnis.

Kurz danach kam aber der endgültige Zusammenbruch. Eines morgens saß ich im Bus auf dem Weg zur Arbeit und fing an zu weinen, einfach so. Ich konnte nicht mehr. Das war der Zeitpunkt, an dem ich erkannte, dass ich Hilfe brauche.

Kurz darauf war ich krankgeschrieben, wegen mittelschwerer Depressionen. Während ich also krank Zuhause saß, fand ich plötzlich meine Kündigung im Briefkasten. Dass dies nicht unbedingt zu meinem Wohlbefinden beigetragen hat, kann man sich wohl denken.

Tja, und da bin ich nun. Arbeitslos, depressiv und darum kämpfend, wieder auf die Füße zu kommen.

Ich bin seit kurzem 30 Jahre alt und mir noch nicht so ganz klar darüber, wie ich mich damit fühle. Ansonsten tue ich mich schwer mit Selbstbeschreibungen, weil ich manchmal selbst nicht sicher bin, wer ich eigentlich bin. Folgender Ausschnitt aus einem Songtext beschreibt es ganz gut:

I had seven faces

thought I knew which one to wear

But I’m sick of spending these lonely nights

training myself not to care

(Interpol – NYC)

Zugegeben, ich habe keine sieben Gesichter, aber die Grundaussage passt. Wer/wie ich eigentlich bin hängt davon ab, wen man fragt. Im beruflichen Umfeld war ich immer offen, beliebt und völlig ohne Kontaktschwierigkeiten. Privat bin ich nahezu das komplette Gegenteil. Ich tue mich sehr schwer mit neuen Leuten in Kontakt zu kommen, bin zurückgezogen und fast nur allein. Meine Familie würde mich wohl am ehesten als netten, verlässlichen Kerl beschreiben, der es gerne etwas ruhiger hat und der ausserdem ein toller Onkel ist.

Frauen sehen mich anscheinend meistens als Neutrum (meine Ex hat mir das gesagt, ich werde in einem separaten Blogeintrag mal darauf zu sprechen kommen). Und ich selbst? Ich sehe mich als Durchschnittstyp mit zuviel Ballast, der dazu neigt zu offen zu sein und der verzweifelt versucht, wieder auf die Beine zu kommen, bevor ihn das Schicksal HARTZ IV erreicht und die Depressionen noch schlimmer werden.

Ich bin der, der früher immer als letzter in die Mannschaft gewählt wurde. Ich bin der, zu dem alle kommen um sich ihre Probleme von der Seele zu reden. Ich bin der, der es schon immer gewohnt war, Probleme nur mit sich selbst auszumachen. Ich bin… DARKWING DUCK! (Sorry, ich konnte nicht widerstehen. Wer das noch kennt, bekommt ‘nen Keks.)

Ansonsten bin ich neugierig auf fast alles, unglaublich ungeduldig, chronisch überpünktlich und sehr begeisterungsfähig. Ich liebe die englische Sprache, sammle Filme, bin sehr anfällig für neue technische Spielzeuge (gerne auch “early adopter” genannt). Ich vergöttere Nick Cave (Musiker) und Terry Pratchett (Autor) und habe den Verdacht, dass ich latent kaufsüchtig bin (was als Arbeitsloser natürlich mal so richtig scheiße ist).

Ein Puzzle

Da sollte als erster kleiner Überblick reichen. Um es in einer Metapher auszudrücken, dieser Beitrag ist das Eckstück des Puzzles und die kommenden Beiträge werden das Bild nach und nach vervollständigen.

Wir werden sehen, ob am Ende alles zusammenpasst.

Eigentlich wollte ich heute ja etwas mehr über mich schreiben, bevor ich ans Eingemachte gehe. Da hat mir mein Traum von letzter Nacht aber einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich habe von einer Frau geträumt, mit der ich vor einiger Zeit ein paar Dates hatte und bei der ich wirklich die Hoffnung auf eine Beziehung hatte. Müßig zu erwähnen, dass aus uns nichts geworden ist.

Jedenfalls habe ich letzte Nacht von ihr geträumt. Wir sind zusammen Zug gefahren und uns auf romantische Art und Weise näher gekommen (hm… klingt irgendwie nach Softporno, ist aber so nicht gemeint). Seitdem ich meine Antidepressiva nehme, habe ich hyperreale Träume. Mein Arzt meint zwar, dass ihm diese Nebenwirkungen noch nicht untergekommen sind, aber das ändert nichts daran, dass meine Träume eine sehr hohe Intensität haben. Sie sind so detailliert und ausgefüllt, dass ich nach dem Aufwachen öfters mal überlegen muss, ob mir das nun tatsächlich passiert ist, oder ob ich nur geträumt habe.

Im aktuellen Fall war es dann eben leider nur ein Traum und da dieser Traum all das beinhaltet hat, was ich mir von ihr erhofft habe, Wärme, Nähe, Verliebtheit, war das Erwachen dann umso schmerzhafter. Als mir bewusst geworden ist, dass ich nur geträumt habe und weiter allein bin, hatte ich einen kleinen depressiven Absturz. Mir ging es den ganzen Tag ziemlich mies und ich musste einige Male mit den Tränen kämpfen. Bin immer noch nicht ganz wieder auf der Höhe aber immerhin soweit okay, dass ich mir zutraue, das hier zu erzählen.

Alpträume sind mir da lieber. Die hakt man deutlich schneller ab als solche schönen Träume.

Frankfurter Rundschau von gestern: 3 interessante Stellenangebote, die entsprechenden Bewerbungen sind bereits geschrieben.

Gesamtzahl der geschriebenen Bewerbungen: 25

Erhaltene Absagen: 10

Vorstellungsgespräche: 2

Verbrauchte Druckpatronen: 1

…das Wort? Die Idee? Eine leere Seite? Eigentlich ein wenig von allem und der Einfluss der Antidepressiva.

Als jemand, der viel und gerne Zeit auf diversen Blogs verbringt, war der Gedanke daran, ein eigenes Blog in die Welt zu setzen wohl die logische Konsequenz. Da ich aber recht hohe Ansprüche an mich selbst stelle, musste ich mir zunächst überlegen, ob es in meinem Leben etwas gibt, das es wert ist, mit der weiten Onlinewelt geteilt zu werden.

„Glücklicherweise“ lag das Thema in Anbetracht meiner momentanen Lebenssituation praktisch auf der Hand. Der Verlust meines Arbeitsplatzes, meine Depressionen und so manch anderer psychischer Ballast dürften mehr als genug Stoff liefern, um dieses Blog mit interessantem Inhalt zu füttern. Diese Thematik klingt auf den ersten Blick natürlich sehr schwermütig und es wird sich sicher nicht vermeiden lassen, dass ich mal “down” klinge. Trotzdem möchte ich alle potenziellen Leser an dieser Stelle beruhigen. Ich bin nicht der Typ für dauerhafte Schwermütigkeit (so paradox sich das als Depressiver auch anhören mag). Humor war schon immer meine Allzweckwaffe und mein Schutzschild für den Umgang mit Dingen, die mich überfordern. Daher bin ich mir sicher, dass dieses Blog sich eher in (schwarz-)humorigen und zynischen Gefilden bewegen wird. Meistens jedenfalls. Letztlich wird aber allein die Zeit zeigen, wohin der Weg führt.

In den ersten Beiträgen habe ich vor, zunächst ein wenig über mich und meine Situation zu erzählen, bevor ich den Fokus auf die Gegenwart richte und von meinen Erlebnissen bei der Stellensuche, meinem Frust und allem was mir so einfällt zu schreiben beginne. Ziel ist eine Erzählung meines Lebens beim Versuch mein momentanes Tief zu überwinden und wieder glücklich, angestellt und zufrieden zu werden. Aus momentaner Sicht ist das eine Mammutaufgabe.

Ich freue mich über jeden, der Lust hat, mich auf diesem Weg zu begleiten.